Siegerprojekte 2016

Anerkennungspreise 2016

Superhands

In Österreich pflegen 42.700 Kinder und Jugendliche ein Familienmitglied. Dies ergab eine erstmals durchgeführte repräsentative Studie der Universität Wien am Institut der Pflegewissenschaften im Auftrag des Österreichischen Sozialministeriums. Diese jungen Menschen unterstützen ihre kranken Angehörigen bei der Körperpflege, beim Anziehen, bei Arztbesuchen, beim Transfer in den Rollstuhl, im Haushalt, beim Kochen, und vielem mehr.

Betroffene Kinder und Jugendliche mussten mit den Erfahrungen, die sie täglich machen, bislang alleine klar kommen. Nur für Kinder psychisch erkrankter Eltern gibt es einige Initiativen sowohl auf lokaler als auch auf EU-Ebene.

Daher haben die Johanniter im Oktober 2012 superhands als erste Anlaufstelle für pflegende Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen. superhands ist ein Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche, die Angehörige pflegen. Um die Zielgruppe entsprechend zu erreichen wurde eine Internet-Plattform initialisiert, die Interessierten und Betroffenen altersgerecht aufbereitete Informationen über Krankheiten, Pflege und Hilfe bietet. Den Rechten der Kinder, Patientinnen und Patienten wird ebenso inhaltlich Platz gegeben.

Ziel des Projektes ist es, für Kinder und Jugendliche eine interaktive Plattform zu schaffen, auf der sie Informationen erhalten und sich untereinander austauschen bzw. vernetzen können. Zudem soll ihnen signalisiert werden, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind und es Hilfe von außen gibt. Ein wesentlicher Bestandteil sind die superhands – Onlineberatung und Telefonhotline. Expertinnen beantworten Fragen rund um die Pflege und bieten Beratung und Unterstützungen mit dem Ziel die Kinder zu entlasten.

Pflegende Kinder und Jugendliche sind seit 2012 ein Thema in Österreich. Dazu haben die Studie der Uni Wien, die Plattform superhands sowie begleitende Medienarbeit wesentlich beigetragen. superhands wird durch einen Sockelbetrag des BMASK und durch Spenden finanziert.

www.superhands.at

Prekids

Schwarzenbergsches KrankenhausKinder von psychisch kranken Eltern haben ein vielfach erhöhtes Risiko selbst im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung zu erkranken. So zeigte sich in einer rezenten Studie an der Salzburger Univ. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, dass bereits fast 40% der minderjährigen Kinder stationär aufgenommener PatientInnen an einer psychischen Auffälligkeit litten (Stelzig et al. 2011). Aus diesem Grund wurde 2015 an der Klinik in Salzburg und der psychiatrischen Abteilung in Schwarzach das Projekt PrEKidS ins Leben gerufen. Ziel ist es PatientInnen und deren minderjährigen Kindern ein Beratungsangebot zur Prophylaxe von psychischen Erkrankungen anzubieten. Erfreulicherweise wird das Angebot von den Betroffenen durchgehend sehr gut angenommen.

Die Studien über Kinder von psychisch Erkrankten zeigen übereinstimmend, dass diese ein vielfach erhöhtes Risiko haben, psychisch auffällig zu werden bzw. selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten psychischer Auffälligkeiten signifikant korreliert sind die Dauer der Erkrankung des Elternteils, das Alter des Kindes, eine Erkrankung beider Elternteile, langandauernde Familienkonflikte sowie das Zusammenleben des Kindes mit nur einem Elternteil.

Eine Quantifizierung der Zielgruppe ist schwer, da die Prävalenzstudien über psychische Erkrankungen in der Bevölkerung zum Teil stark variieren. Man kann davon ausgehen, dass jährlich ca. 750 Kinder von stationär aufgenommenen PatientInnen der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Salzburg und der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Krankenhaus Schwarzach zu dieser Hochrisikogruppe gehören. Von diesen Kindern dürften ca. 200 Kinder bereits selbst erkrankt sein.

PrEKidS bietet diesen Kindern – gemäß dem Recht auf Gesundheit lt. Kinderrechtekonvention – durch familienorientierte Beratung und Interventionen die Möglichkeit einer gesunden Entwicklung durch Aufbau von Schutzfaktoren und Reduzierung von Risikofaktoren.

Das hier beschriebene Projekt ist derzeit einzigartig in Österreich und könnte eine Vorreiterrolle zur flächendeckenden Gesundheitsprophylaxe für eine oft vergessene Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit besonders hoher Gefährdung übernehmen.

Von der Integration zur Inklusion – Initiative Geimeinwesensarbeit in St. Marein bei Graz

„Verschiedenheit muss kein Grund für Rivalität sein, sondern Ermutigung, am eigenen Weg nicht stehen zu bleiben“ ,Thérese von Lisieux.

Mit dieser Grundphilosophie startete die Marktgemeinde St. Marein bei Graz im Jahr 2015 ein Integrationsprojekt für Schutzberechtigte, das auf eine Gemeinwesen-orientierte Inklusion abzielte. Mit qualitätsvoller Gemeinwesensarbeit wollte man den neuen Mitbürgern und Mitbürgerinnen Orientierung geben und der kommunalen Bevölkerung Lernerfahrung ermöglichen und so ein gemeinsames Zusammenwachsen fördern. Besonderes Augenmerk legten die Verantwortlichen auf die materielle und emotionale Absicherung der Kinder, die einen Großteil der zugewiesenen Flüchtlinge ausmachten. In ihnen sah und sieht die Gemeinde die Chance, Integration in Inklusion zu verwandeln. Von Beginn dieses Projekts war es den Zuständigen wichtig, die Bevölkerung so zu motivieren und anzuleiten, dass diese aus eigener Überzeugung den Integrationsprozess mitzutragen bereit war.

Die Leistungen, die schließlich durch Eigenmotivation aus der Bevölkerung heraus erbracht wurden, sind umfassend und berührend. Von der Erstversorgung durch Kleider- und Sachspenden, dem gemeinsamen Einkaufen und „Erkochen“ von typisch österreichischen Gerichten , der Organisation einer „Schmankerltour“ mit afghanischen Speisen bis hin zur Begleitung zu Arztterminen , um Angst und Sprachbarrieren zu überwinden, began eine Fülle von freiwilligen Initiativen. Mit der Organisation von gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie Faschingsfest, Kindergeburtstage, Weihnachtsfeiern oder dem Erlernen von Volksliedern brachten die Gemeindebürger den neuen MitbürgerInnen unsere Bräuche und Kultur näher. Auch wurde direkt in die Unterkünfte eingeladen, um die afghanische Küche kennen zu lernen, Gespräche zu führen und Vertrauen aufzubauen bzw. zu verstärken. Gemeindeseitig wurden vorhandene Ressourcen verlagert und eine Gemeindemitarbeiterin, die geprüfte Deutschlehrerin für Hauptschulen ist, zum Einsatz im Deutschunterricht freigespielt. An einem Vormittag in der Woche wurden die Flüchtlingskinder aus dem regulären Unterricht herausgenommen und im Einzelunterricht betreut. Der zusätzliche Deutschunterricht bot zudem Raum zur Reflexion des Erlebten und einen Platz zum Diskutieren, Orientieren und interkulturellen Lernen. Auch der reguläre Schulbetrieb wurde um viele wunderbare Initiativen erweitert. So bleibt ein Gedicht in berührender Erinnerung, das gemeinsam von der Direktorin der Volksschule St. Marein und einem afghanischen Mädchen beim Schulfest in den Sprachen Deutsch und Farsi vorgetragen wurde.
In der Gemeinde können sich Kinder wie Erwachsene sicher und zugehörig fühlen. Die gemeinsame Freude am Leben verbindet Menschen und setzt sich über alle kulturellen, religiösen und politischen Gegensätze hinweg. Das Projekt hat sich aufgrund der Initiative der Verantwortlichen in der Gemeinde und der Bevölkerung zu einem Inklusionsprozess entwickelt, in dem nicht einer alleine von einer besseren Welt träumt. Wenn viele gemeinsam träumen ist es der Anfang von etwas Neuem.

www.st-marein-graz.gv.at

Projekt „Lebensplatz Rechberg“
Ein Intergenerativer Kindergarten

Das im Jahr 2016 eröffnete Projekt „Lebensplatz Rechberg“ ist eine Begegnungsstätte der Generationen, insbesondere von Jung und Alt. In dem intergenerativen Leitprojekt finden in eigens konzipierten Räumlichkeiten regelmäßige Begegnungen von Kindern und Senioren statt, um Verständnis und Solidarität zwischen Kindern und Senioren zu fördern.

?Die ursprüngliche Idee des „Lebensplatz-Projektes“ entstand bereits im Jahr 2004, als die Gemeinde Rechberg erstmals zur jüngsten Gemeinde Oberösterreichs, bezogen auf den Altersdurchschnitt der Bevölkerung, ernannt wurde und bis dato die stolze Statistik anführt.?

Der „Lebensplatz Rechberg“ verbindet einen gemeinnützigen Wohnbau, der mit altersgerechten Wohnungen ausgestattet ist, mit dem Pfarrcaritas Naturpark Kindergarten. Bei vereinbarten Treffen im neuen Gemeinschafts- oder Begegnungsraum profitieren Kinder und Senioren von ihren gegenseitigen Stärken. Gemeinsames Basteln, Malen, Singen, Backen und Turnen lässt Vertrauen zwischen den Generationen und Verständnis füreinander entstehen. Um Ruhe und Qualität des altersgerechten Wohnens zu sichern finden diese Aktivitäten in definierten Zeiträumen statt.?

„In diesem Generationsspielplatz bringen wir Alt und Jung wieder an einen Tisch anstatt auseinander zu sperren“, Martin Ebenhofer, Bürgermeister von Rechberg.?

Mit dem Lebensplatz Rechberg entstand ein oberösterreichweites Leitprojekt das neue Zugänge zum Thema Alt-Jung geschaffen hat und der Ghettoisierung und Verinselung junger und alter Menschen entgegenwirkt.

www.rechberg.at