Siegerprojekte 2019 Kategorie 2: Gewaltprävention und Aufklärung über Gewalt
Justizanstalt Wien-Josefstadt

Gender-Diversity-Workshops im Strafvollzug

Gender-Diversity-Workshops im Strafvollzug, eingereicht von den Sozialpädagoginnen Elena Kundrat und Sophie Kindermann, ist das Siegerprojekt in der Kategorie 2.

Der Gender-Diversity-Workshop im Jugend- und Frauendepartment der Justizanstalt Wien-Josefstadt zielt auf Persönlichkeitsentwicklung, Bildung und Gesundheit der minderjährigen Inhaftierten ab. Unter Anleitung der beiden Sozialpädagoginnen setzen sich die 14- bis 18-jährige Jugendlichen, die sich in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungs- oder Strafhaft befinden , mit den Themen Respekt und Toleranz Gesundheit und Sexualität sowie Verhaltensgrenzen in altersadäquater Weise auseinander.

Der Gender-Diversity-Workshop stellt ein ein, in Modulen aufgebautes Beratungs- und Diskussionsforum dar und ist Pionier-Projekt im österreichischen Jugendstrafvollzug, das Gewaltprävention und die Resozialisierung von Jugendlichen gleichermaßen fördert.

Das Konzept „Gender-Diversity-Workshops im Strafvollzug“

wurde von den Sozialpädagoginnen Elena Kundrat und Sophie Kindermann konzipiert. Der Workshop findet im Gruppensetting mit maximal 8 Personen statt. Ein Modul dauert 60 bis 90 Minuten. Der Workshop besteht insgesamt aus sieben Modulen und findet in einem Gruppenraum des Hauses der Justizanstalt statt. Die Teilnehmer*innen bekommen nach der Absolvierung von mindestens 80% der Module eine schriftliche Teilnahmebestätigung.

Die Zielgruppe sind 14- bis 18-jährige Jugendliche, die sich in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungs- oder Strafhaft befinden. Mädchen und Jungen nehmen getrennt voneinander an dem Workshop teil. Sexualstraftäter*innen wurden bislang noch aus dem Projekt ausgenommen, da zuerst Erfahrungen mit Jugendlichen mit anderen Delikten gesammelt werden soll. Der Workshop wird auf Deutsch abgehalten, weshalb die Teilnehmer*innen über ausreichend Deutschkenntnisse verfügen sollten.

Die Teilnahme an dem Gender-Diversity-Workshop ist freiwillig. Es besteht kein Zwang zur Offenbarung und ein Nein zur Teilnahme an einer Übung wird akzeptiert. Es wird von denTeilnehmer*innen ein respektvoller Umgang erwartet. Wird diese Regel nicht eingehalten, ist ein Ausschluss aus dem Workshop jederzeit möglich.

Der Gender-Diversity-Workshop zielt nicht nur auf die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung der jugendlichen Teilnehmer*innen ab, sondern auch auf sexuelle Gesundheit und Gewaltprävention. Dementsprechend wird nicht nur ein Grundwissen zu den Themen Sexualität und Gesundheit sondern auch Werte wie Respekt und Toleranz vermittelt. Es geht in diesem Kontext nicht nur darum, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren, sondern auch die Grenzen anderer Personen. Der Workshop soll die Jugendlichen zudem darin unterstützen, selbstbestimmte und informierte Entscheidungen zu treffen sowie eine eigene sexuelle Identität zu entwickelt und mit dabei auftretenden Konflikten konstruktiv umzugehen. Weitere Ziele sind die Förderung der Fähigkeit adäquat über Sexualität zu sprechen und die Anregung zur Reflexion. Der Workshop zielt auf eine Auseinandersetzung mit neuen Themen bzw. auf das Gewinnen von neuen Sichtweisen auf bereits bekannte Themen ab.

Beispiele für Methoden, die in dem Workshop angewendet werden sind u.a. folgende: Gruppenarbeit, Diskussion, Übung, Quizz, Pinnwand-Moderation, Visualisierung, Planspiel, Einsatz von verschiedenen passenden Materialien (z.B. Vielma-Bilderkarten oder Verhütungskoffer).