Siegerprojekte 2018 Anerkennungspreis
SUPRO – Werkstatt für Suchtprophylaxe, Götzis

Gesund aufwachsen in Vorarlberg

Grundsätzlich darf festgestellt werden, dass wir zwar länger leben (steigende Lebenserwartung), aber dennoch nicht gesünder (niedrigere Anzahl an gesunden Lebensjahren). Der nachhaltigste Schlüssel zur Erhöhung der „gesunden Lebensjahre“ liegt in unserem frühen Leben, also in Familie, Kindergarten, Volksschule und Vereinen. Kinder sind unsere Zukunft, ihr gesundes Aufwachsen geht uns alle an. Zudem ist es für Kinder noch relativ einfach, „gesundes Verhalten“ und einen „gesunden Lebensstil“ zu erlernen, wenn die Rahmenbedingungen passen. Kinder profitieren auch am längsten von einer ganzheitlichen Gesundheit – körperlichem, psychischem, emotionalem, sozialem Wohlbefinden.

Gesundheitsförderung muss sich an den Bedürfnissen und dem Lebensumfeld der Kinder orientierten. Dementsprechend gilt es den Kindern entsprechende Erfahrungsräume zur Verfügung zu stellen, in welchen sie die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren, Neues zu erleben und sich eigenständig – aber pädagogisch begleitet – zu entwickeln. Der Einfluss der Familie auf das spätere „Gesundheitsverhalten“ spielt von frühester Kindheit eine wesentliche Rolle. Daher ist es auch unabdingbar, dass die Eltern als wesentliche Bezugspersonen und Vorbilder in den Prozess bzw. in Aktivitäten und Maßnahmen maßgeblich einbezogen werden. Daneben haben aber auch Kinderbetreuungseinrichtungen, die Schule und Vereine einen zentralen, prägenden Einfluss auf ein nachhaltiges Gesundheitsverhalten.

Außerdem muss festgestellt werden, dass es zwar eine Vielzahl von Projekten und Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung im Kindergarten und in der Volksschule gibt, diese aber weitgehend isoliert und wenig aufeinander abgestimmt, ohne für die PädagogInnen erkennbare Struktur und „roten Faden“ angeboten werden.

AUFTRAG ENTWICKLUNG PILOTPROJEKT

Daher hat der Landesgesundheitsfonds Vorarlberg die SUPRO im Juni 2016 mit der Entwicklung und Durchführung des Pilotprojektes „Gesund Aufwachsen in Vorarlberg“ zur Gesundheitsförderung in Kindergarten und Volksschule beauftragt. Die Grundlagen für das Projekt bilden unter anderem:

  • Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung
  • Die 10 Rahmengesundheitsziele
  • Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie
  • Gesundheitsförderungsstrategie Vorarlberg 2013 – 2022
  • Nationaler Aktionsplan Bewegung
  • Nationaler Aktionsplan Ernährung
  • Kindergartenbildungs- und Erziehungsplan der Vorarlberger Landesregierung
  • Lehrplan der Volksschule
  • Projekt Gesundheitsfördernde Schule

Folgende Prämissen wurden definiert:

die Förderung der Lebenskompetenzen (nach WHO) bilden den zentralen Schlüssel
zusätzliche Schwerpunkte sind auf den Bereich der Bewegung, der Ernährung und der psychosozialen Gesundheit zu legen
bei der Entwicklung der Fortbildungsmaßnahmen und der Materialien muss ähnlich einem dreidimensionalen Puzzle die „horizontale“ und „vertikale“ Passgenauigkeit aller Inhalte, Aktivitäten und Maßnahmen gewährleistet sein.

Horizontale Ebene
Alle Inhalte, Aktivitäten und Maßnahmen für die Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen bzw. der 6- bis 10-Jährigen sind aufeinander abgestimmt. Beispiel: Inhalte, Aktivitäten und Maßnahmen in den Aufbaumodulen (Bewegung, Ernährung, psychosoziale Gesundheit) nehmen Bezug auf die Basisausbildung „Lebenskompetenzen“ und ergänzen sich zu einem „großen Ganzen“.

Beispiel Volksschule: Zentrales Element ist die Fortbildung der VolksschullehrerInnen zum Lebenskompetenzprogramm „Gemeinsam stark werden“ (24 Unterrichtseinheiten): darauf aufbauend gibt es zusätzliche Fortbildungen zu den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung, Gewaltprävention, Neue Medien, Kinder in belastenden Situationen und Sexualpädagogik (Jeweils 8 Unterrichteinheiten), welche bezüglich der Inhalte und Unterrichtsmaterialien untereinander abgestimmt sind.

Vertikale Ebene
Alle Inhalte, Aktivitäten und Maßnahmen sind für die Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen „nach unten“ abgestimmt mit den Inhalten, Aktivitäten und Maßnahmen der „frühen Hilfen“ für die Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen. Außerdem sind sie „nach oben“ abgestimmt mit den Inhalten, Aktivitäten und Maßnahmen der Altersgruppe der 6- bis 10-Jährigen im Volksschulbereich. Das für den Kindergarten entwickelte Programm „Gesund Aufwachsen“ bildet die Grundlage für das Lebenskompetenzprogramm der Volksschule „Eigenständig Werden“ (bis Juni 18) bzw. „Gemeinsam stark werden“ (ab Juni 18). Zusätzlich gibt es im Volksschulbereich Zusatzmodule zu den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung und psychosoziale Gesundheit. Diese bilden wiederum die Basis für bereits bestehende Inhalte Aktivitäten und Maßnahmen der „gesunden Schule“ im Volksschulbereich.

ABLAUF PILOTPHASE 07/16 BIS 06/19

Nachdem es im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares (klar strukturiert, mit aufeinander abgestimmten Modulen) für den Kindergarten- und Volksschulbereich gibt, wurde in der Pilotphase (von Juli 16 bis Juni 18) von der SUPRO gemeinsam mit ExpertInnen und engagierten PädagogInnen im Kindergarten und in der Volksschule ein umfassendes, klar strukturiertes und aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept für den Altersbereich von 3 bis 10 Jahren entwickelt und in der Praxis von ausgewählten PädagogInnen, Kindergarten- und Volksschulteams in ihrem Arbeitsalltag (in mehreren Schleifen) erprobt, evaluiert und laufend adaptiert. Aufbauend auf Erfahrungen in der praktischen Umsetzung im Pilotversuch, stehen somit mit Frühjahr 2019 ein Fortbildungskonzept, Schulungs-, Unterrichts- und Umsetzungsmaterialien für den Kindergarten und die Volksschule zur Ausrollung in Vorarlberg zur Verfügung.

Kindergarten:
Mit Frühjahr 2019 stehen 4 Fortbildungsmodule (Einstiegsmodul eintägig, Module 2 – 4 jeweils halbtägig) zu den Lebenskompetenzen inkl. der Schwerpunkte Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit zur Verfügung.

Volksschule:
Neben einer 3-tägige Fortbildung zum Lebenskompetenzprogramm „Gemeinsam stark werden“ stehen zusätzlich noch jeweils halbtägige Zusatzfortbildungen zu den Themen „Bewegung“, „Ernährung“, Gewaltprävention“, „Neue Medien“, „Kinder in belastenden Situationen“ und „Sexualpädagogik“ für die Ausrollung zur Verfügung.

Ziele des Projektes
Weg von der „Projektionitis“ hin zu einer klaren Strategie, Struktur und einem roten Faden zielt das Projekt grundsätzlich darauf ab, ab Juli 2019 in den Kindergärten und Volksschulen Vorarlbergs einen gemeinsamen – wissenschaftlich fundierten und praktisch erprobten (Pilotphase 7/16 bis 6/19) – Standard in Bezug auf Gesundheitsförderung zu setzen. Mit diesem einheitlichen Standard erhalten alle Kinder zwischen 3 und 10 Jahren im Kindergarten und in der Volksschule in Vorarlberg dieselben Rahmenbedingungen in Hinblick auf die Förderung ihrer Gesundheit.

Mit der Ausrollung des Projektes im Frühjahr 2019 wird auch ein geeignetes Auditierungsmodell entwickelt, welcher für die Bewertung der Umsetzung und die Evaluierung der gesetzten Maßnahmen in Kindergarten und Volksschule herangezogen wird.

Langfristig gesehen wird sich dies nicht nur in Kosteneinsparungen bei der Finanzierung von Gesundheitsförderungsprojekten in Vorarlberg niederschlagen sondern auch die gesundheitsbedingten Folgekosten reduzieren.
Die Nachhaltigkeit ist dadurch gewährleistet, dass im Projektansatz und in der Projektumsetzung generell der Schwerpunkt auf „Capacity Building“ und „Empowerment“ gelegt wird. Die Erfahrungen der Pilotphase zeigen, dass es durch die Einbindung aller wesentlichen Beteiligten (insbesondere der PädagogInnen und der Entscheidungsträger) gelingt, die entwickelten Maßnahmen in der Regelbetrieb überzuführen und einheitliche Standards im Bereich der Gesundheitsförderung in Kindergarten und Volksschule zu implementieren.
Steuerung des Projektes

Die zentrale Steuerung des Projektes erfolgt durch den Lenkungsausschuss, in welchem neben den beiden Landesräten für Gesundheit bzw. Bildung, dem Obmann der VGKK u.a. noch zusätzliche Vertreter aller beteiligten Abteilungen des Landes und der VGKK vertreten sind.

Neben dem Lenkungsausschuss gibt es noch zwei weitere Fachgremien für den Bereich des Kindergartens bzw. für die Volksschule, in welchen die wesentlichen Entscheidungsträger und Fachleute für die jeweiligen Bereiche beraten und Entscheidungen treffen.