Siegerprojekte 2014 Preisträger der Kategorie 2 / Gewaltprävention & Aufklärung über Gewalt | Achtung Ampel und Ganz schön intim / Interaktive Ausstellung zu Sexualpädagogik und Prävention von sexueller Gewalt
Verein Selbstlaut – gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, Mag. Christa Jordan-Rudolf

Achtung Ampel und ganz schön intim

Sie besteht aus 24 Stationen für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren. Sie ist barrierefrei und auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung konzipiert. Die Mitarbeiterinnen von Sebstlaut führen und begleiten durch die Ausstellung. Die Ausstellung „Achtung Ampel & Ganz schön intim“ war im Februar/März 2014 im Institut für das Künstlerische Lehramt der Akademie der Bildenden Künste in Wien zu sehen und wurde dort erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Es war eine Kooperation mit Jugend am Werk.

Rund 700 Besucher aus den unterschiedlichsten Bereichen waren da und sie war bis zum letzten Tag ausgebucht. Das große Interesse und das positive Feedback zeigt, dass die niederschwellige und anspruchsvolle Form von Sexualpädagogik dringend gebraucht wird. Die Ausstellung möchte auf die positive, schöne Seite von Sexualität in einem umfassenden Sinn aufmerksam machen und gleichzeitig Räume öffnen zum Sprechen über schwierige, verunsichernde, verwirrende und verletzende Themen.

Wichtige Eckpfeiler des Projekts:

  1. Sexuelle Bildung in den öffentlichen Raum zu holen, ist ein wichtiges Zeichen gegen Tabuisierung und Geheimhaltung, die den Themen Sexualität und Gewalt imanent sind. Sie ist damit ein Beitrag zur öffentlichen Debatte und Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt.
  2. Das Innovative an der Ausstellung ist, dass sie neben reiner Information eine präventive Haltung vermittelt. Egal woher Du kommst, egal welche Schwächen oder Schwierigkeiten Du hast, egal wie Du fühlst und für wen Du empfindest, egal wie und mit wem Du lebst – Du als Person bist okay.
  3. Es wird Sexualpädagogik in einem umfassenden Sinn vermittelt. Es geht um Gefühle, um Intimität und Privatheit, um sexuelle Identität und Orientierung, um Grenzen und Zustimmung, um Sprache, um Pornografie, um Herzensangelegenheiten, um Zusammenleben, um Schwangerschaft, um den weiblichen Zyklus, um Verhütung, u.v.m.“
  4. Achtung Ampel & Ganz schön intim“ ist barrierefrei und damit für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung geeignet.

Stationen der Ausstellung:

  • „Gefühlsdusche“ – hunderte bunte mit je einem Gefühl beschriftete Bälle – tauchen die BesucherInnen in die Ausstellung ein.
  • „Sprechende Verhütungsmittel“ erzählen von ihren Vor- und Nachteilen und Wirkungsweisen.
  • Die „Herzensbilder“ wollen in einem kleinen selbstgebastelten Schächtelchen mit nach Hause genommen werden. Vielleicht erinnern sie ja an eine „Herzensgeschichte“ aus dem eigenen Leben der BesucherInnen.
  • Im „Begehbaren Zyklus“ erfahren die Kinder und Jugendlichen einiges über springende Eier, Hormone und befruchtete Eizellen, die es sich auf „Pölstern“ und „Liegestühlen“ so richtig gemütlich machen können.
  • In der „Wörterküche“ können zum Beispiel die Zutaten (also Buchstaben) sexualisierter Schimpfwörter in einer Schüssel ordentlich verrührt und zu neuen lustigen Wörtern verkocht werden.
  • Beim „Ganz schön intim- Spiel“ werden Begriffe wie Samenerguss oder Herzschmerzen um die Wette gezeichnet, erklärt oder dargestellt.
  • „Was machen die da?“ – Plastiktiere beim „Sex machen“ auf dem Kunstrasen! – diese Station kann zu Gesprächen über Intimität und Privatheit anregen.
  • „Mit und ohne Flügel“ lädt zum Bemalen und Basteln mit ungewöhnlichem Material ein. Nach dem ersten Befremden, finden die meisten großen Gefallen daran und die tollsten Objekte entstehen, während im Tun auf Fragen von Kindern und Jugendlichen eingegangen werden kann.
  • „Bartklebesalon“ – Haare oder keine Haare? – in der Pubertät eine entscheidende Frage. Hier können Bärte geklebt, Perücken probiert und Nägel lackiert werden – mit Humor wird das Aussehen verändert, neue Rollen ausprobiert, Geschlechtsidentität hinterfragt.
  • „Wer darf was“ – die BesucherInnen werden eingeladen Überlegungen darüber anzustellen wer sie wie und wo berühren darf, „Zusammenleben“ – soll dazu anregen sich Liebes- Lebens- und Beziehungsformen in der Zukunft vorzustellen oder aufzuzeichnen
  • „Mobile der sexuellen Orientierung“ bietet die Gelegenheit sich mit Fragen wie: Wer gefällt mir? Was gefällt mir? Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Auseinander zu setzen, eine „Leseecke“ lädt zum Schmökern in unterschiedlichsten Sexualerziehungsbüchern ein und noch viele weitere Stationen warten darauf besucht und bespielt zu werden.

Erfreulich war die Vielfalt der BesucherInnen ( Volksschulkinder, HS-, NMS-, AHS-, SPZ- SchülerInnen, Lehrlinge, Jugendliche und Erwachsene mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen, PädagogInnen, StudentInnen, KollegInnen aus In- und Ausland, MultiplikatorInnen, Personen mit psychiatrischen Problemen). Die Stationen waren barrierefrei gestaltet, um sie auch Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung zugänglich zu machen. Es haben sich sehr viele Wohn- und Arbeitsgruppen und Sonderpädagogische Zentren angemeldet. Es hat gezeigt, dass es gerade für diesen Personenkreis an Angeboten zu Sexualpädagogik und Prävention von sexualisierter Gewalt mangelt. Die BesucherInnen haben die Informationen der Ausstellung mit großem Interesse aufgenommen und es kam zu vielen intensiven und auch berührenden Gesprächen.

Das große Interesse aus ganz Österreich (auch aus NÖ, OÖ, S) und dem Ausland (Slowakei und Südtirol), hat uns gezeigt, dass es diese neue, niederschwellige, ansprechende und doch hochprofessionelle Form von Sexualpädagogik braucht. Deshalb wollen wir sie, als erste interaktive Dauerausstellung zu Sexualpädagogik und Prävention von sexueller Gewalt an Kindern in Österreich, und im deutschsprachigen Raum in Wien etablieren.

Zielgruppe: Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren, Personen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung, Eltern, Bezugspersonen, PädagogInnen